Wie wir Verstopfung beim Pferd behandeln können
Manchmal kommt es zur Verstopfung im Darmbereich unseres Pferdes, weil die Tiere leider dafür anfällig sind. Dann müssen wir umgehend unser Pferd bei Verstopfung behandeln lassen, da sonst eine Kolik entstehen könnte. Gleichzeitig können wir bei Verstopfung auch einiges selbst für das Pferd tun. Dazu finden Sie hier einige Ideen zur Behandlung von Verstopfungen. Lassen Sie sich dabei bitte trotzdem immer von einem für Pferde kompetenten Tierarzt beraten und bleiben Sie allzeit kritisch. Die veterinärmedizinische Fachmeinung und Beurteilung können und wollen wir nicht ersetzen!
Gegen Verstopfung ganz einfach vorbeugen
Wir als Pferdehalter können etwas gegen eine Darmverstopfung bzw. Verstopfungskolik bei unserem Pferd tun, indem wir mit ganz einfachen Maßnahmen vorbeugen:
Maßnahmen zur Vorbeugung von Verstopfung beim Pferd
- Kein „leckeres“ Einstreu verwenden
- Heu aus engmaschigen Heunetzen (für mind. 20 Stunden Heu am Tag),
- Heu in Wasser getaucht
- Wasserbottich zusätzlich zur Selbsttränke
- viel Bewegung (mind. 6 Stunden pro Tag)
Richtiges Einstreu bei Neigung zu Verstopfungskoliken
Stroh stopft aufgrund seines hohen Rohfasergehalts besonders. Wenn Sie also ein Pferd haben, dass zu Verstopfungskoliken neigt, sollten Sie ein nicht-fressbares Einstreu verwenden.
Einsatz von Heunetzen zur Verstopfungs-Vorbeugung
Da Pferde (besonders solche, die zu Verdauungsstörungen neigen) keine Fresspausen über 4 Stunden haben sollten, ist dann natürlich für entsprechenden Ersatz zu sorgen. Der beste Ersatz ist Heu aus engmaschigen Heunetzen. Denn zum einen imitiert das Zupfen aus den Netzen das Abreißen des Grases in der freien Natur. Zum anderen wird so langsamer gefressen, als wenn das Heu auf dem Boden liegt.
Dieser Einsatz von Heu hat wiederum drei Vorteile
- Es wird weniger Masse insgesamt aufgenommen, der Verdauungstrakt bleibt aber in Bewegung.
- Es wird mehr eingespeichelt, was mehr Flüssigkeit, aber auch mehr basische Stoffe bedeutet.
- Es wird besser gekaut (je feiner der Futterbrei, desto kleiner die Verstopfungsgefahr).
Wenn Sie das Heunetz direkt nach dem Befüllen einmal unter Wasser tauchen, führen Sie noch zusätzlich Flüssigkeit hinzu, die einer Verstopfung beim Pferd entgegen wirkt. Die Flüssigkeitsaufnahme können Sie außerdem erhöhen, indem Sie zusätzlich zur Selbsttränke einen Wasserbottich zur Verfügung stellen. Studien haben gezeigt, dass Pferde wesentlich mehr aus stehenden Gewässern trinken als auch Selbsttränken, aus denen sie sich das Wasser erst verfügbar machen müssen.
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Konkrete Behandlung der Verstopfung beim Pferd
Pflanzliche oder auch andere Abführmittel zur Behandlung von Verstopfungen bzw. Verstopfungskoliken bei Pferden sind mit großer Vorsicht zu verwenden. Zum einen können die Nebenwirkungen enorm sein, zum anderen gewöhnt sich der Darm unseres Pferdes an diese Hilfe von außen und das Problem wird immer größer und größer. Darum ist die oben dargestellte Vorbeugung von Verstopfung so wichtig!
Zur Behandlung NICHT geben sollten Sie
- Sogenannte Anthranoiddrogen wie Aloe Vera, Faulbaumrinde, Sennesblätter, Rhabarberwurzel(diese führen nach einiger Zeit zur Verstärkung des Problems und sind sogar alle giftig)
- Sogenannte Drastika wie Rizinusöl, Koloquinten, Bryonia usw. (Gefahr durch hohe Wasserverluste, starke Reizung des Gewebes, große Schmerzen à Auslösung von Koliken)
Pflanzliche Mittel zur Behandlung, die Sie geben können
- Bitterpflanzen wie z.B. Enzian, Wermut
- Anregende Pflanzen wie Anis, Fenchel oder Kümmel
- Scharfe Pflanzen wie z.B. Ingwer (Vorsicht Magen!)
- Schleimbildende Pflanzen wie Leinsamen, Eibisch und Malve
Jedoch sollte man generell nicht nach eigenem Ermessen Kräuter mischen, um Verstopfungen bei Pferden zu behandeln, weil die Zusammensetzung der Kräuter und ihrer Wirkstoffe ein komplexes Thema ist. Dazu sollte man immer einen Experten zu Rate ziehen oder fertige, genau abgestimmte Mischungen verwenden.
Bei Verstopfung ein Sonderfall – Leinsamen
Leinsamen können auf zwei unterschiedliche Weisen genutzt werden, um Verstopfungen des Pferdedarms zu behandeln: Als Quellstoff oder als Schleimstoff. Die ist möglich durch die unterschiedliche Zubereitung der Leinsamen. Es ist also sehr wichtig die Symptome der Verstopfung unseres Pferdes genau zu beobachten und zu wissen, was welche Zubereitung bewirkt und welches Ergebnis wir erreichen möchten:
Leinsamen als Quellmittel bei Pferden
Leinsamen haben den Vorteil, dass Sie auch über einen längeren Zeitraum verwendet werden können, ohne dass der Darm seine eigenen Anstrengungen einstellt. Werden die Leinsamen pur mit etwas Wasser gefüttert (nicht eingeweicht!), dann quellen sie im Darm auf. Dies bewirkt einen Dehnungsreiz im Darm, welcher die Peristaltik (also die Darmbewegung) anregt (vgl. Reichling u.a. 2016, S. 158). Vorsicht bei dieser Behandlung von Verstopfungen bei Pferden: Sie darf auf keinen Fall verwendet werden, wenn bereits eine starke Verstopfung da ist. Ist der Darmausgang bereits verstopft (auch auf Grund von Tumoren), können die Leinsamen das Problem verschlimmern und zu ernsthaften Schäden am Darm führen. Sie dürfen also immer nur vorbeugend verwendet werden, wenn sichergestellt ist, dass der Darm frei ist.
Leinsamen als Schleimmittel bei Pferden
Werden die Leinsamen mindestens 1 Stunde in Wasser eingeweicht, treten die sameneigenen Schleimstoffe aus. Diese helfen bei säurebedingten Verdauungsbeschwerden und Problemen der Magen- und Darmschleimhäute. Der Schleim hilft auch bei der Verdauung, allerdings nicht so stark wie bei der Zubereitung als Quellmittel.
Bei beiden Zubereitungsformen von Leinsamen ist zu bedenken, dass die enthaltenen Schleimstoffe eine Aufnahme anderer Stoffe (Mineralfutter, Medikamente, Kräuter etc.) verhindern. Diese müssen also immer separat gegeben werden (mindestens 2 Stunden später, lieber zu einer komplett anderen Mahlzeit).
Ursachen einer Verstopfung beim Pferd
Zu einer Verstopfung beim Pferd kommt es meist, wenn mehrere Faktoren zusammen kommen: Zu schnelles Fressen von Futter mit hohem Rohfaseranteil (z.B. frisches Stroh) bei zu wenig trinken und zu wenig Bewegung. Zusätzlich hinzu kommt dann noch eine zu schwache Verdauungsleistung. Verstopfungen bei Pferden führen schnell zu einer Kolik (Verstopfungskolik) und sollten deshalb schnell behandelt werden. Dies kann beim Pferd lebensgefährlich sein. Und wenn dann noch Magen-Darm-Verschlingungen entstehen, wird es wirklich ernst. Diese Ursachen von Verstopfungen müssen wir immer im Blick haben. Besser ist es also, bei Pferden, die zu Verstopfung neigen, vorzubeugen und bei bereits entstehender Verstopfung direkt die Behandlung zu beginnen.
Mit Bewegung gegen Verstopfung einen wichtigen Impuls senden
Da die Evolution immer darauf bedacht ist, die Energiereserven des Individuums zu sparen, werden exogene Faktoren mit einbezogen. Will heißen: Da Pferde Pflanzenfresser sind, die sich zur Nahrungsaufnahme 16 Stunden am Tag bewegen, hat die Natur diesen Bewegungsimpuls zur Anregung gewisser Körperfunktionen genutzt. So spart er mehr Energie, als wenn der Körper selbst diese Impulse geben müsste. So werden die Verdauung aber z.B. auch das Lymphsystem, die Versorgung von Sehnen, Bändern und Gelenkschmieren durch Bewegung angeregt und sichergestellt. Dies ist bei der Haltung zu berücksichtigen, besonders, wenn Ihr Pferd zu Verstopfungskoliken tendiert. Daher ist Bewegung gegen Verstopfung bei unserem Pferd so wichtig! Richtwert ist ein Minimum von 6 Stunden Bewegung am Tag. Hierzu zählt natürlich nicht nur Reiten, sondern auch Paddock, Weide, Führanlage, Spazieren gehen und so weiter.
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Die richtige Fütterung bei Verstopfungstendenz beachten
Nun sind die Ursachen für eine Verstopfung beim Pferd (wie bei fast allen Dingen) vielfältig. Es ist nie immer nur ein Auslöser, sondern eine Kombination aus vielen Auslösern. Wenn wir die bereits genannten Verstopfungs-Ursachen ausgeschaltet haben, ist in der Behandlung von Verstopfungen beim Pferd auch noch zu bedenken, dass manche Pferde einfach auch eine Verdauungsschwäche haben. Die Verdauung arbeitet dann nicht so stark und intensiv wie sie sollte. Hier spielt die Wahl der Futtermittel eine große Rolle. Diese sollten vor allem ein gesundes Milieu begünstigen und erhalten. Damit fallen unter anderem aus: Heulage/Silage, Zuckerrüben, Mais, Melasse und so weiter. Gut zum Füttern bei Pferden, die zu Verstopfungskolik neigen, sind z.B. Äpfel, Apfelsaft, Leinöl, getauchtes Heu, Kräuter oder geweichte Leinsamen.
Quellen / verwendete Literatur
- Dietz, Olof (Hrsg.) und Huskamp, Bernhard (Hrsg.) (2006): Handbuch Pferdepraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag.
- Reichling, Jürgen und Frater-Schröder, Marijke und Saller, Reinhard und Fitzi-Rathgen, Julika und Gachnian-Mirtscheva, Rosa (2016): Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.
- Schönfelder, Ingrid und Schönfelder, Peter (2015): Der Kosmos Heilpflanzenführer. Über 600 Heil- und Giftpflanzen Europas. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlag.
Haftungsausschluss
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.