Pferd frisst nicht mehr richtig – was tun?

Das Leben kostet Kraft und Energie. Beides kann nur durch Futter aufgefüllt und gewährleistet werden. Darum ist die Nahrungsaufnahme für alle Lebewesen so wichtig. Kein Wunder also, dass wir uns Sorgen machen, wenn unser Pferd nicht (ausreichend) frisst. Für diesen Fall haben wir hier einige Anregungen gesammelt. Lassen Sie sich dabei trotzdem immer von einem für Pferde kompetenten Tierarzt beraten und bleiben Sie allzeit kritisch. Die veterinärmedizinische Fachmeinung und Beurteilung können und wollen wir nicht ersetzen!

Ursachen für Appetitlosigkeit beim Pferd

Appetitlosigkeit kann viele Ursachen haben. Dies kann zum Beispiel vorkommen, wenn der Magen Schmerzen bereitet (zu viel Magensäure, Gastritis, Magengeschwüre). Oder auch Blähungen auf den Magen drücken. Dies kann aber auch passieren, wenn Pferde allgemein Schmerzen haben (die Ursache muss nicht zwingend im Verdauungstrakt liegen). In Frage kommen als Ursache auch psychische Probleme wie starke Trauer oder ein Trauma. Ebenso wie ein Schock, Kreislaufprobleme, Würmer, schwere Infektions-Krankheiten, Fieber, schlechte Zähne bzw. Zahnschmerzen, Halsschmerzen, Probleme beim Schlucken, Krebsgeschwüre, Probleme mit der Bauchspeicheldrüse oder der Milz und viele mehr.

Bei ganz alten Pferden kann Appetitlosigkeit auch den Sterbeprozess einleiten. Hier heißt es dann eine gute Balance finden zwischen, dem Pferd auf der einen Seite immer wieder etwas anzubieten, es auf der anderen Seite aber auch nicht zu drängen und seinen Willen respektieren.

Wichtig ist: Appetitlosigkeit ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Rufen Sie auf jeden Fall einen Tierarzt und versuchen Sie mit ihm zusammen die Ursache zu finden. Ist die Diagnose klar und die schulmedizinischen Möglichkeiten angeleiert, können naturheilkundliche Therapien parallel oder im Anschluss  eingesetzt werden und oftmals noch viel möglich machen. Besonders Kräuter eignen sich für den Verdauungsapparat gut.

Gesunden Appetit steigern mit Kräutern

Wenn schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen sind, können wir mit Kräutern viel erreichen. Diese werden dem Futter beigemischt und können verschiedene Bereiche wie etwa Magen und Darm stärken, um den Appetit neu zu wecken.

Appetitanregende Pflanzen:

  • Pfefferminzblätter
  • Kamillenblüten
  • Kümmel
  • Artischockenblätter
  • Süßholzwurzel
  • Alant
  • Enzianwurzel

Gerade Pfefferminze und Kamille sind echte Klassiker für einen gesunden Magen: Die Pfefferminze beispielsweise enthält ätherische Öle, Flavonoide, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Durch diese Wirkstoffkombination löst sie Krämpfe in der Muskulatur des Verdauungstraktes. Daneben wirkt sie schmerzlösend und fördert gleichzeitig die Sekretion der Verdauungssäfte und der Gallenproduktion (vgl. Bühring 2011, S. 201). Auch Pflanzen wie etwa das Süßholz mit seinen Saponinen, Kumarinen und Flavonoiden sorgen für einen gesunden Magen, indem sie entzündungshemmend sind und die Magenschleimhaut schützen (ebd.: 244).

Wenn das Pferd nicht richtig frisst, ist auch eine allgemeine körperliche Stärkung angeraten, etwa mit Hagebutte, Taigawurzel, Melisse oder der Spirulina-Alge. Auf einfache, natürliche Weise können wir so etwas tun.

 

Allgemein stärkende Pflanzen

  • Ginseng- oder Taigawurzel
  • Moringablätter
  • Rosenwurzel
  • Hagebutten (Vitamin C)
  • Brunnenkresse (Zink etc)
  • Gänseblümchen (Stoffwechsel)
  • Spirulina Alge (viele Nährstoffe und v.a. Aminosäuren)
  • Heilpilze

 

Magenpflegende Pflanzen

  • Eibischwurzel
  • Leinsamen (eingeweicht)
  • Süßholzwurzel
  • Kamillenblüten
  • Melissenblätter


Damit ein pflanzenheilkundliches Konzept wirklich greifen kann, ist es sehr wichtig, zum einen die Ursache zu wissen und zum anderen die Kräuter von einem Experten zusammen stellen zu lassen bzw. nach Beratung fertige Mischungen zu kaufen.  Pflanzen haben untereinander Wechselwirkungen und das Thema ist sehr viel komplexer als es viele Internetvorschläge und Foreneinträge vermuten lassen. Auch mit Kräutern kann man viel falsch machen, darum lassen Sie sich lieber beraten.

Die Ursachen warum Pferde nicht fressen reichen von klassischen Verdauungsstörungen, über Blähungen oder Verstopfung bis hin zu einem allgemein unruhigen Magen. Jedoch können es auch psychische Ursachen sein, durch die Pferde nicht fressen. Dies kann passieren, wenn das Herdentier Pferd gelangweilt ist, weil es alleine oder nur in kleinen Gruppen gehalten wird (vgl. Dauborn 2009, S. 403). Pferde sind generell darauf ausgelegt 16 Stunden am Tag zu fressen. Das ist wichtig, weil der Körper des Pferdes von Natur aus auf eine kontinuierliche Futteraufnahme eingestellt ist. Pferde sollten daher täglich mehrere kleine Portionen Heu oder Gras fressen, damit keine Magengeschwüre und Fehlgärungen entstehen (vgl. Brendieck-Worm/Klarer/Stöger 2015, S. 92). Wenn Pferde auf Grund von Appetitlosigkeit wesentlich weniger fressen als 16 Stunden, kann der Magen Schaden nehmen. So kann die Appetitlosigkeit beim Pferd zu Magenschleimhautbeschwerden führen, weil die Magensäure ohne Futter die Magenwände angreift. Und dann werden Appetitlosigkeit und Nicht-Fressen beim Pferd zum Teufelskreis: Auf Grund von zu wenig Raufutter wird zu viel Magensäure produziert, diese greift die Schleimhäute an, das Tier bekommt Magenschmerzen und frisst deshalb noch weniger. Dieser Kreislauf darf nicht entstehen! Damit Pferde richtig fressen, sollten wir immer für eine artgerechte Fütterung und passende Haltung sorgen.

Quellen / verwendete Literatur

  • Bühring, Ursel (2011): Alles über Heilpflanzen. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Ulmer Verlag.
  • Brendieck-Worm, Cäcilia und‎ Klarer, Franziska und Stöger, Elisabeth (2015): Heilende Kräuter für Tiere. Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Bern: Haupt Verlag.
  • Dauborn, Sylvia (2009): Lehrbuch für Tierheilpraktiker. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Sonntag Verlag.

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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