Klassische Homöopathie

von Dr. Svenja Thiede

Naturheilverfahren, insbesondere die Klassische Homöopathie, werden häufig kritisiert, weil sie wirkungslos seien und höchstens einen Placebo-Effekt hätten. Dabei werden zwei Dinge übersehen: die Menschheit (und ihre Haustiere) haben sich – oh Wunder – bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ohne Antibiotika und andere industriell hergestellt Pharmaka entwickelt.

Natürlich wurden die Menschen nie so alt wie heute, aber es gab ein umfangreiches Wissen über Heilmittel aus der Natur. Der zweite Punkt ist, dass Homöopathie kritisiert wird, weil in den Mitteln kein oder fast kein Wirkstoff enthalten ist. Dabei wird rein biochemisch gedacht, im Sinne des „Schlüssel-Schloss“-Prinzips. Wirkstoff findet Rezeptor, bindet, löst Reaktion aus. Doch die Homöopathie beruht auf einem physikalischen Prinzip. Weil dies ein völlig anderes Gedankenmodell ist, als das Gelernte, fällt es schwer, dies nachzuvollziehen.

Ähnliches mit Ähnlichem heilen – Similia similibus curentur

Die Homöopathie ist ein eigenständiges Verfahren zur Heilung akuter und chronischer Krankheiten, das auf dem Prinzip beruht, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen (Simila similibus curentur). So setzt sich der Name Homöopathie aus den Begriffen homoion = ähnlich und pathos = Krankheit/Leiden zusammen. Streng genommen handelt es sich nicht um ein Naturheilverfahren, weil die Mittel nicht direkt aus der Natur entnommen werden (s. unten). Wie verschiedene Naturheilverfahren zählt die Homöopathie zur sogenannten Regulationsmedizin.

So weit – so langweilig

Die Klassische Homöopathie ist ein Therapieverfahren, das die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert, und zwar auf tiefgreifender Ebene von Geist und Gemüt. Der Patient wird ganzheitlich betrachtet, die offensichtlichen körperlichen Krankheitssymptome werden zwar berücksichtigt, stehen aber nicht im Vordergrund. Der Homöopath berücksichtigt vor allem den Charakter und die Lebensumstände eines Menschen bzw. Tieres und versucht so, an die Ursache des Problems zu gelangen.
Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843), der Begründer der Homöopathie, war ein deutscher Arzt und Chemiker. Er war mit der Medizin seiner Zeit – zu Recht – äußerst unzufrieden. Durch Zufall entdeckte er beim Übersetzen eines Fachartikels einen neuen Ansatz:
Im 18. Jahrhundert wurde Chinarinde als Mittel gegen die auch in Europa grassierende Malaria eingesetzt. Hahnemann machte 1790 einen Selbstversuch. Er stellte fest, dass er nach Einnahme von Chinarinde ähnliche (Vergiftungs-)Symptome wie ein Malaria-Patient entwickelte. Er schloss daraus, dass Chinarinde Malaria heile, weil sie beim Gesunden ähnliche Symptome hervorrufe wie die, an denen ein Kranker leidet. Hahnemann führte in der Folge an sich und seiner Familie zahlreiche solcher Arzneimittelprüfungen durch und dokumentierte ausführlich alle körperlichen und psychischen Reaktionen.

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Hahnemann: „Macht´s nach, aber macht´s genau nach.“

Bis heute gilt das Jahr 1796 als Geburtsjahr der Homöopathie, weil in diesem Jahr der erste Fachartikel von Hahnemann veröffentlicht wurde. Praktisch angewendet wird die Homöopathie aber erst seit etwa 1815.
Hahnemann beschrieb in seinem „Organon der Heilkunst“ genau das Prinzip und die Vorgehensweise der Homöopathie. Diese Regeln gelten für die Klassische Homöopathie noch heute. Inzwischen haben sich jedoch verschiedene Schulen der Homöopathie entwickelt, und auch verschiedene Methoden, die Homöopathie genannt werden, aber keine Homöopathie im Sinne des Hahnemannschen Organons sind. Bei den Kritikern werden alle „homöopathischen Methoden“ gerne kritiklos in einen Topf geworfen. Dies zeigt sehr deutlich, dass die meisten Kritiker sich nie wirklich mit der Homöopathie auseinandergesetzt haben.

Das Prinzip der Klassischen Homöopathie nach Hahnemann – es funktioniert, wenn man es genau nachmacht

Hahnemann begründet im Organon sehr genau die Funktionsweise der Homöopathie. Wenn man sich die Mühe macht sich in die alte Sprache einzulesen, und sich in das Wissen seiner Zeit zurück zu versetzen, ist dies gut verständlich und auch in die heutige Zeit übertragbar. Im Organon ist außerdem das Herstellungsverfahren der Arzneien genau festgelegt. Dies ist heute noch gültig und in den Homöopathischen Arzneibüchern der Länder nachzulesen. Registrierte Homöopathische Arzneimittel müssen nach dem Homöopathischen Arzneibuch hergestellt werden.

Drei Säulen der Homöopathie

Im Rahmen seiner Forschung hat Hahnemann drei Gesetzmäßigkeiten erkannt, die bis heute Grundlage der Klassischen Homöopathie sind:

  1. Arzneimittelprüfung am Gesunden. Gesunde Menschen nehmen ein Mittel so lange ein, bis sie Symptome entwickeln – auf körperlicher und „geistiger“ Ebene (heue würden wir wohl „psychisch“ sagen – die Homöopathie ist aber keine Psychotherapie!). Diese Symptome werden genau dokumentiert und in der reinen Arzneimittellehre Materia Medica aufgeschrieben. Daraus ergibt sich das individuelle Arzneimittelbild eines jeden Ausgangsstoffes. Die Prüfergebnisse werden ergänzt um die Toxikologie, Pharmakologie und Praxis. Z. B. nehmen Schwangere natürlich nicht an Arzneimittelprüfungen teil. Trotzdem spielt die Homöopathie bei Schwangerschaft und Geburt eine große Rolle und ist besonders bei Geburten äußerst hilfreich. Arzneimittelprüfungen am Tier gibt es nach den Regeln des Homöopathischen Arzneibuches nicht. Die am Menschen geprüften Symptome werden auf das Tier übertragen, was ein berechtigter Kritikpunkt ist. Es kann so zu Überinterpretationen und Vermenschlichung vor allem bei Verhaltenssymptomen kommen. Deshalb ist eine gute Ausbildung und Erfahrung bei Tierhomöopathen entscheidend. Symptome beim Tier ergeben sich überwiegend aus der Toxikologie der Ursubstanz.
    Aufgrund veränderter Lebensbedingungen und neuen Mitteln werden Arzneimittelprüfungen auch heute noch regelmäßig durchgeführt.
  2. Individualisierung des Krankheitsbildes. Hahnemann hat den Begriff der Lebenskraft geprägt. Das Prinzip der Lebenskraft gibt es in allen Formen der Medizin – außer in der westlichen sog. „Schulmedizin“. Ist die Lebenskraft verstimmt, ist man krank. Die Symptome SIND NICHT die Krankheit, sondern sie REPRÄSENTIEREN die Krankheit. Die Lebenskraft macht sich mit Hilfe der Symptome bemerkbar. Tiere zeigen uns mit Symptomen, dass es ihnen nicht gut geht – wir müssen dies nur erkennen und die Ursache finden. Die Gesamtheit der Symptome ist individuell – jeder reagiert anders. Die Gesamtheit ALLER Symptome ist die Indikation für das zu wählende Mittel.
  3. Ähnlichkeitsregel. „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.“ Wir suchen in der Homöopathie kein Mittel GEGEN Schnupfen, GEGEN Verdauungsbeschwerden oder GEGEN Stress. Wir suchen ein Mittel FÜR den Patienten mit allen seinen Symptomen. Passend zur Gesamtheit der Symptome wird eine Arznei gewählt wird, die ähnliches Leiden (in der Arzneimittelprüfung) erregen kann, als sie heilen soll. Homöopathisch bedeutet also, dass dem Krankheitsbild das ähnlichste Arzneimittelbild gegenüber gestellt wird.

Potenzierung

„Homöopathie – ach das ist doch das mit den Mitteln, wo nichts drin ist“. Das Prinzip der Homöopathie ist die Ähnlichkeitsregel (s. oben). Die so stark kritisierte Potenzierung ist nur die Formulierung der angewendeten Mittel. Hahnemann hat zunächst die Ursubstanz seiner Mittel benutzt, doch viele der Substanzen sind giftig. Durch die reine Verdünnung wurden die Substanzen wirkungslos. Hahnemann entwickelte ein Verfahren, mit dem er die jeder Substanz innewohnende Energie wecken konnte – die Potenzierung. Der Arzneiurstoff wird schrittweise verdünnt und verschüttelt. Nach jeder Verdünnung erfolgen mindestens zehn Schüttelschläge. Hahnemann hat dafür eine in Leder eingebundene Bibel verwendet, aber es geht nachweißlich auch ohne Unterstützung der Heiligen Schrift... Je höher ein Arzneistoff potenziert ist, desto mehr Energie enthält er und desto stärker ist die Wirkung. Je tiefer er potenziert ist, desto urstofflicher ist er. Die Sache mit der Energie ist der Punkt, der für uns chemisch denke Menschen schwer zu verstehen ist. Zurzeit gibt es noch kein eindeutiges Denkmodell für dieses Phänomen. Man vermutet die Erklärung im Bereich der Quantenphysik. Jedoch – wer es „genau nachmacht“, wird erkennen, dass es funktioniert. Die Ausgangsstoffe kommen aus der Pflanzen- und Tierwelt, aus dem Mineralbereich und es sind chemische Substanzen.

Die Potenzen unterscheiden sich untereinander:

  • D-Potenzen: Verhältnis 1:10 (1 Teil Arzneistoff und 9 Teile Trägerstoff wie Alkohol oder Milchzucker).
  • Niedrige Potenzen: D1 bis D8. Tiefe Potenzen werden primär bei körperlichen Leiden eingesetzt und sind nicht so langanhaltend. Niedrig potenzierte pflanzliche Mittel zeigen auch die phytotherapeutische Wirkung der Ursubstanz, die sich zum Teil von der homöopathischen Wirkung unterscheidet und oft sogar gegenteilig ist.
  • Mittlere Potenz: D12.
  • Hohe Potenzen: ab D30. Diese Potenzen wirken ganzheitlich und nehmen Einfluss auf Körper und Psyche.
  • C-Potenzen: Verhältnis 1:100. Rein rechnerisch ist ab der C12 kein Molekül der Ausgangsubstanz mehr enthalten. Ab der C30 spricht man von Hochpotenzen.
  • Q-/LM-Potenzen sind 1:50.000 verdünnt und schwach dynamisiert, sie werden meist eingesetzt bei schwerkranken Patienten mit stark geschwächter Lebenskraft.

Bei guter Lebenskraft wird eine hohe Potenz eingesetzt, um der Verstimmung der Lebenskraft eine hohe Energie entgegenzusetzen. Idee ist, dass die Lebenskraft ihr eigentliches Problem „vergisst“. Sie beschäftigt sich kurz mit dem sehr ähnlichen Mittel und pendelt sich dann wieder im Gleichgewicht ein. Niedrige Potenzen eignen sich für organbezogene Einsätze. Daraus hat sich im Laufe der Zeit die Homöopathie nach „bewährten Indikationen“ entwickelt. Dabei ist zu beachten, dass das Mittel trotzdem passen muss, da man mit homöopathischen Mitteln Symptome genauso unterdrücken kann, wie mit „schulmedizinischen“ Medikamenten.

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Placebo?

Die ganze Theorie der Homöopathie klingt für viele so ausgedacht, dass von einem reinen Placebo-Effekt ausgegangen wird. Allerdings funktioniert die Homöopathie sehr gut bei Tieren – auch bei Nutztieren in großen Ställen, wo ein Placebo-Effekt ausgeschlossen werden kann. Haustierbesitzer berichten immer wieder von Veränderungen ihres Tieres, mit denen sie nicht gerechnet haben – Einzelfallbeschreibungen, klar, aber derer doch auffallend viele.
Dass die Homöopathie nachweislich funktioniert, wurde in evidenzbasierten Studien nachgewiesen. Es gibt zahlreiche Informationen, dass die Homöopathie wissenschaftlich untermauert ist.

https://www.hri-research.org
https://www.carstens-stiftung.de

Diese spannenden Bücher erklären die Funktionsweise und die Möglichkeiten der Homöopathie:

  • „Unheilbar? Das faszinierende Heilpotential der Homöopathie“ von Amy Lansky, Narayana Verlag
  • „Homöopathie für Skeptiker“ von Dr. med. Irene Schlingensiepen und Mark Alexander Brysch, Verlag O.W.Barth
  • „Medizin der Zukunft“ von Georgos Vithoulkas, Georg Wenderoth Verlag

Ausführliche Anamnese

Bei akuten Notfällen wie Kolik, Hufrehe oder Knochenbrüchen, sollte immer zunächst der Tierarzt gerufen werden. Ist dieser in der Homöopathie ausgebildet, wird er entscheiden, ob er homöopathische Mittel zusätzlich einsetzt.

Bei akuten Erkrankungen welcher Art auch immer braucht der Homöopath drei gute Symptome, um ein passendes Mittel auswählen zu können. D.h. der Homöopath will wissen, was sich beim Tier mit Beginn der Erkrankung sonst noch geändert hat. Beispiel: Das Tier ist schlapp, leidet unter Appetitlosigkeit, und hat seitdem Angst allein zu sein. Der Besitzer muss also immer gut beobachten und registrieren, was anders ist als sonst. Wenn bei eindeutigen Symptomen eine gute Mittelwahl möglich ist, geht die Heilung deutlich schneller und sanfter vonstatten.

Bei chronischen Erkrankungen oder Problemen muss eine vollständige Anamnese gemacht werden, die 1-3 Stunden dauert. Dabei wird nach einer gründlichen körperlichen Untersuchung und ggf. weiterführenden Diagnostik alles aufgenommen, was der Besitzer zu seinem Tier berichten kann. Die Charaktereigenschaften und Besonderheiten sind dabei am interessantesten. Was unterscheidet dieses Tier von anderen? Auch die Lebensumstände und die Fütterung spielen eine große Rolle. Die beste Therapie kann nicht wirken, wenn der Patient unter artwidrigen Bedingungen leben muss. Aufgrund der Gesamtheit der Patientensymptome wird ein sogenanntes Konstitutionsmittel gesucht, dessen Arzneimittelbild den Symptomen des Patienten am ähnlichsten ist.

Die Homöopathie betrachtet den Organismus in seiner Gesamtheit und geht davon aus, dass ein Krankheitssymptom ein Zeichen einer gestörten Regulation und das Ergebnis einer inneren Krankheitsbereitschaft ist. Wird das Symptom einfach beseitigt, indem beispielsweise eine Warze weggeschnitten wird, bleibt die innere Krankheitsbereitschaft bestehen. Das Symptom kehrt wieder oder es treten andere, neue Symptome auf. Bei weiterer Entfernung dieser Symptome werden die Reaktionen des Organismus immer heftiger, die Lebenskraft „schreit“ regelrecht nach Aufmerksamkeit. So schleppen sich viele Patienten von einem Zipperlein zum anderen, bis schließlich heftige Symptome auftreten wie chronische Lungenerkrankungen, Arthrose oder Tumore.

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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