Artgerechte Fütterung: Kolik-Risiko bei Pferden verringern

Zum Glück wird immer mehr Pferdeleuten klar, dass wir unsere menschlichen Vorstellungen von „Essen“ nicht auf unsere Pferde übertragen dürfen. Denn wollen wir Koliken vorbeugen, müssen wir Futtermittel finden, die für den Pferdekörper am besten verträglich sind. Und das sind nur artgerechte Futtermittel – ganz egal, was uns die Futtermittelindustrie weis machen will und welche Zusatzfutter gerade „in“ sind. Artgerechtes Futter ändert sich nie und ist das Einzige, das wirklich durchschlagenden Erfolg hat (gerade bei Pferden, die zu Koliken neigen). Doch was bedeutet artgerecht überhaupt?

Was ist artgerechtes Futter?

Artgerecht, also einer Art gerecht werden Futter und Haltung nur dann, wenn sie den genetisch vorgegebenen Bedingungen des Pferdekörpers und der -psyche gerecht werden. Denn diese Bedingungen lassen sich nicht verändern. Wird man diesen aber nicht gerecht, entstehen diverse Krankheiten – u.a. eine deutliche Neigung zu Koliken, die unter wildlebenden Pferden kaum anzutreffen ist.

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Physiologische Vorgaben für Fütterung & Haltung des Pferdes

Der Pferdekörper ist darauf ausgelegt, in kargen Steppen über die Runden zu kommen. In einer Gegend, in der wenig gehaltvolle, wenig energiereiche Nahrung zu finden ist. Um dennoch genug Energie aufnehmen zu können, um überleben zu können, hat die Evolution das Pferd komplett auf diese Nahrung eingestellt:

Wenn Nahrung wenig Energie hat, muss viel Masse verzehrt werden, um dennoch genug Energie zum Überleben aufzunehmen. Wer als Pflanzenfresser viel Masse zu sich nehmen muss, kann dies kaum an einem Fleck erreichen, sondern muss sich dafür (kontinuierlich fressend) weiter fortbewegen. Außerdem muss ein Wesen, dass viel Masse aufnehmen muss, die auch noch schwer verdaulich ist (da viel Rohfaser), einen ganz speziell hierauf angepassten Verdauungstrakt entwickeln, damit dies möglich ist: ein kleiner Magen, indem noch nicht die meisten Nährstoffe aufgeschlossen werden wie bei uns Menschen, Hunden oder Katzen, sondern der die zermahlenen Pflanzen erst einmal nur weiter aufschließt. Da die benötigte Masse nur über nahezu dauerhafte Nahrungsaufnahme erreicht werden kann, schießt die Magensäure auch nicht erst dann ein, wenn Nahrung auf dem Weg in den Magen ist (wie bei uns Menschen, Hunden und Katzen), sondern wird beim Pferd dauerhaft produziert. Aufgenommen werden die meisten Nährstoffe erst im Darm, denn erst dort ist die Zellulose der Pflanzen (die harten Pflanzenwände) ausreichend aufgeschlossen. Darum herrscht im Darm ein eines Pferdes auch ein anderer pH-Wert und ein anderes Milieu als im Darm eines Hundes z.B. Die Darmflora ist ein sensibles System aus Bakterien und Mikroorganismen, welche den Nahrungsbrei endgültig zersetzen.

Artgerecht

Nicht-artgerecht

Rohfaserreiche, energiearme, ph-neutrale Nahrung

= Heu & karge Weiden
= Heucobs

Rohfaserarme, energiereiche, ansäuernde Nahrung

= Heulage / Silage und fette Kuhweiden
= Kraftfutter

Nahrungsaufnahme nahezu den ganzen Tag

2 bis 3 Fütterungen am Tag mit Fresspausen über 4 Stunden

Bei meist langsamer Fortbewegung mind. 16 Stunden am Tag

Auslauf unter 6 Stunden am Tag (ohne Reiten)

Mit abgesenktem Kopf und Dehnung der Hals- und Rückenmuskulatur

Fressen in Bughöhe oder höher aus Raufen, Trögen etc.

Ist „leicht verdaulich“ bei Pferden gut oder schlecht?

Für Menschen gilt/ galt lange das Credo: leicht verdaulich = gut. Da wir Menschen dazu tendieren unsere Maßstäbe auch auf Tiere zu übertragen, begannen irgendwann viele Reiter auch nach leicht verdaulichen Futtermitteln zu suchen. Ruck zuck sprang die Futtermittelindustrie auf den Zug auf und verkaufte leicht verdauliche Futtermittel als besonders wertvoll.
Wenn wir uns aber ansehen, dass das Pferd auf rohfaserreiches Futter eingestellt ist und rohfaserhaltiges besonders schwer-verdaulich ist, wird deutlich wie unsinnig und falsch es ist, Leicht-Verdauliches zu füttern.
Es ist darum sehr wichtig, dass wir Pferdeleute uns viel mehr darüber bewusst sind, was artgerecht eigentlich bedeutet und weniger den Werbesprüchen der Hersteller vertrauen, die alles als Großartig anpreisen, auch wenn es für Pferde nachweislich schädlich ist.

Die Folgen nicht-artgerechter Fütterung (u.a. Koliken)

Die Liste der Erkrankungen, die aufgrund nicht artgerechter Fütterung entstehen ist wirklich lang. Hier ein kleiner Auszug:

  • Koliken / Verdauungsstörungen allg.
  • Magenschleimhautentzündungen (Gastritis), Magengeschwüre
  • Kotwasser, Durchfall
  • Blähungen
  • EMS (metabolisches Syndrom)
  • ECS (Cushing Syndrom)
  • PSSM (Muskelstoffwechselerkrankung)
  • Hufrehe
  • KPU
  • Hautprobleme wie Mauke
  • Angelaufene Beine / Gallen
  • Verschlechterung von Beschwerden des Bewegungsapparats
  • Allergien (Sommerekzem, Atemwegsallergien, etc.)
  • Lungenerkrankungen

Leider werden die verschiedenen Krankheiten oft nicht mit der Fütterung in Zusammenhang gebracht. Der Umstand aber, dass sich viele Krankheiten in Luft auflösen, wenn die Fütterung umgestellt wird, beweist, wie groß der Einfluss der Fütterung auf die Gesundheit des Pferdes ist. Besonders die Anfälligkeit für Koliken sinkt enorm, wenn auf artgerechte Fütterung umgestellt wird. Natürlich geht dies nicht von heute auf morgen. Aber nach spätestens einem halben Jahr haben sich die meisten Pferdekörper reguliert und gesundet.

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Umstellung auf artgerechte Futtermittel zur Kolik-Vorbeugung

Je mehr nicht-artgerechte Futtermittel gefüttert wurden, desto langsamer und vorsichtiger muss die Umstellung erfolgen. Möglicherweise muss diese begleitet werden von einer Darmsanierung und anschließenden Entgiftungskur, um dem Körper bei der Umstellung zu helfen und die bisher angelaufenen Probleme zu beseitigen. Hierzu bieten sich am besten Kräuterkuren an, da Kräuter sowieso Bestandteil einer artgerechten Fütterung sind und somit vom Pferd besonders gut vertragen werden bzw. besonders effektiv sind in ihrer Wirkung.

Die Umstellung von Kraftfutter auf z.B. Heucobs mit Kräutern, Mineralfutter und Ölen ist relativ einfach zu bewältigen: Hierzu geben Sie einfach zum bisherigen Kraftfutter einen neuen Bestandteil hinzu – zuerst nicht mehr als maximal eine Handvoll, und steigern dann von Tag zu Tag. Sind Sie bei der gewünschten Menge angekommen, beginnen Sie damit den nächsten Bestandteil anzufüttern. Und so weiter. Zum Schluss wird langsam, nach und nach das alte Kraftfutter reduziert, bis es komplett aus dem Trog verschwunden ist. Bei diesem letzten Schritt muss man ggf. etwas langsamer vorgehen, da dieser Bestandteil das vertrauteste Futter fürs Pferd ist.

Die Umstellung von Heulage/Silage auf Heu ist etwas komplizierter, da Heulage/Silage dazu führen kann, dass Pferde Rohfaser schlechter verdauen können. Darum sollten Sie die beiden Sorten nicht einfach miteinander mischen, sondern zu Beginn eine Zwischenmahlzeit einführen, in der es Heu gibt und diese dann zeitlich immer weiter ausweiten, bis es nur noch Heu gibt. Idealerweise begleiten Sie die Umstellung mit verdauungsfördernden Kräutern wie Pfefferminze, Kümmel, Artischocke etc. – das hilft Ihrem Pferd damit besser klar zu kommen.

Ist der Prozess abgeschlossen, und hat Ihr Pferd nur noch Heu und z.B. Heucobs mit Kräutern, Ölen etc. als Kraftfutterersatz zur Verfügung und das ohne Futterpausen über 24 Stunden bessert sich die gesundheitliche Lage meist zusehends und Koliken kommen deutlich weniger / gar nicht mehr vor.

Nicht-artgerechtes Gras als Kolik-Gefahr vermeiden

Leider ist Gras nicht gleich Gras. Viele Pferdeställe waren einst landwirtschaftliche Betriebe oder wurden auf ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen gebaut. Landwirte haben meist Grassorten gesät, die besonders viel Energie enthalten, um die Milchleistung der Kühe zu steigern. Da „besonders energiereich“ für Pferde leider „nicht artgerecht“ bedeutet, ist dieses Hochleistungsgras für Pferde nicht zu empfehlen.
Wenn es nicht zu vermeiden ist, ist es sinnvoll, die Verdauung und den Stoffwechsel immer mal wieder z.B. mit Kräutern zu unterstützen. Für alle, die eine eigene Weide haben oder die gerade einen neuen Stall suchen, kann es sinnvoll sein, pferdegerechtes Gras zu säen bzw. die Stallsuche mit dem Kriterium der Grasart zu verbinden.
Artgerechtes Pferdegras ist besonders fruktan- und proteinarm.

Quellen / verwendete Literatur

  • Bender, Ingolf (2000): Praxishandbuch Pferdefütterung. Stuttgart: Kosmos Verlag.
  • Blobel, Karl (2010):Telefoninterview mit Dr. Karl Blobel, Tierarzt in Ahrensburg, am 18. Mai 2011
  • Bührer-Lucke, Gisa (2010): Expedition Pferdekörper. Stuttgart: Kosmos Verlag.
  • Fritz, Christina (2012): Pferde fit füttern: Wie ich mein Pferd artgerecht ernähre. Schwarzenbek: Cadmos Verlag.
  • Meyer, Helmut und Coenen, Manfred (2002): Pferdefütterung. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin: Parey Buchverlag.
  • Rasch, Konstanze (2010) : Diagnose Hufrehe. Stuttgart: Müller Rüschlikon Verlag.
  • Schmidt, Romo und Häusler-Naumburger, Ulrike und Dübbert, Thomas (2002): Hufrehe. Vermeidung – Früherkennung – Heilung. Cham: Müller Rüschlikon Verlag.
  • The Laminitis Trust: http://www.laminitis.org/
  • Vervuert, Ingrid (2010): Telefoninterview mit Dr. Ingrid Vervuert, Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diäthetik der Veterinärmedizinischen Universität Leipzig am 19. Mai 2011.
  • Eigene Erfahrungen, Erfahrungen anderer Pferdehalter

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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