Alte Pferde und Pferde-Senioren gezielt stärken

Wenn ein Pferd alt wird, bekommt es oft seinen „wohl verdienten Ruhestand“ mit dem ganzen Tag Koppel mit anderen alten Kumpeln. Da das alte Pferd dann nicht mehr geritten wird, erhält es in manchem Falle aber auch keine sonderliche Aufmerksamkeit mehr. Tatsächlich benötigen aber gerade alte Pferde mehr Aufmerksamkeit und Pflege denn je. Schließlich stellen sich irgendwann diverse Zipperlein ein, die dem alten Pferd das Leben erheblich erschweren können. Umso wichtiger ist für das alte Pferd eine artgerechte Ernährung und Stärkung. Genau dort können wir ansetzen mit natürlichen Kräutern. Gleichzeitig bedarf es aber gerade im Alter einer adäquaten Betreuung durch einen Tierarzt.

Dem alten Pferd weiterhin ein normales Leben ermöglichen

Das ganze Konzept des „Ruhestands“ (mit all seinen Folgen) ist für ein altes Pferd zwar nett gemeint aber an sich nicht hilfreich. Auch ein altes Pferd möchte bewegt und betüdelt werden – zumindest in jenem Maße, indem dies vorher auch statt gefunden hat. Es möchte am Leben teilhaben, so wie früher. Und es möchte auch nicht nur von anderen alten Pferden umgeben sein. In den Herden freilebender Pferde sieht das Altwerden einfach anders aus. Natürlich ist das „Ende“ deutlich brutaler, denn ein altes Pferd, das irgendwann nicht mehr genug Kraft hat genauso schnell zu flüchten wie die anderen Pferde wird dann meist von einem Raubtier gerissen. Aber bis dahin ist es umgeben von Pferden aller Altersklassen, die es fordern, geistig und körperlich fit halten und wo es Aufgaben hat. Denn in einer natürlichen Pferdeherde hat jedes Pferd eine Aufgabe. Auch das alte Pferd. Denn dort wird ihre Lebenserfahrung und Weisheit geschätzt – zum Beispiel werden alte Stuten oftmals zu „Tanten“ der ganz Kleinen und wirken wesentlich bei der Erziehung mit.

Günstige Bedingungen für alte Pferde

Natürlich sind 24 Stunden Bewegung in der Natur großartig. Jedoch handelt es sich dort um Steppe und nicht um Weide. Unsere Weiden führen oftmals zu Problemen wie z.B. Übergewicht, weil sie nicht auf Pferde, sondern auf Kühe optimiert sind, die viel Milch abliefern sollen. Das bedeutet, dass das Gras einfach zu „fett“ für Pferde ist, die für karge Landschaften konzipiert wurden. Die Bewegung auf der Weide ist natürlich wichtig für ein altes Pferd. Das ist aber auch schon fast der einzige Vorteil des 24-Stunden-Weide-Ruhestandes. Alle anderen Komponenten sind hingegen nicht ideal. Insgesamt sollte beim Pferd das Überangebot an Energie in Form von Protein und leicht verdaulichen Kohlenhydraten vermieden werden, da der Stoffwechsel des Pferdes auf langsam verdauliches Futter ausgerichtet ist (vgl. Fritz 2012, S. 114).

Die Herde in der sich der Pferde-Senior aufhält darf keinen Stress für das alte Pferd erzeugen, was bei wild zusammengewürfelten Weide-Bekanntschaften oftmals der Fall ist. Auch vertragen alte Pferde meist sehr schlecht feucht-kaltes Wetter. Sie haben dann Schmerzen, verkrampfen und verspannen sich am ganzen Körper. So sind dann eher unbeweglicher auf der Weide, als wenn sie die Nacht drinnen verbracht hätten. Die Kunst der Versorgung alter Pferde besteht also darin, einen Mittelweg zu finden zwischen „so natürlich wie möglich“ und so „schonend wie möglich“. Ideal sind darum für alte Pferde Bewegungsställe, die den Rückzug, Ruhephasen, Erholung und Wärme bei unangenehmem Wetter ermöglichen sowie die Aufnahme von energiearmem Heu zusätzlich zu Gras.

Alte Pferde mit dem richtigen Futter stärken

Bei der Begleitung alter Pferde sollten wir uns nicht nur damit begnügen den Pferden Auslauf und passende Weidebedingungen zu bieten. Man kann die Tiere auch durch eine artgerechte Ernährung mit Kräutern unterstützen.

Wichtige Bereiche zur Stärkung alter Pferde

  • Stoffwechselfunktionen
  • Kräfte des Immunsystems
  • Durchblutung in Gehirn und Körper
  • allgemeine Stärkung und Kräftigung

Dabei ist es gar nicht so schwierig gezielt sein Pferd zu unterstützen, denn natürliche Kräuter bieten den Pferden genau das, was sie brauchen und in der Form von wilden Kräutern, die sie in freier Natur gefunden hätten.

Natürliche Kräuter halten alte Pferde stark und gesund

Kräuter sind eine sehr gute Möglichkeit zur gezielten Unterstützung alter Pferde: Zur allgemeinen Stärkung sind Hagebutte, Löwenzahn, Kamille, Schafgarbe, Taigawurzel, Ginkgo, Weißdorn und Melisse passend. Die Hagebutte beispielsweise bietet extrem viel Vitamin C, das gut für das Immunsystem und die Regeneration ist. Für die Aktivierung und Stärkung des Stoffwechsels sind Goldrute, Pfefferminze, Gänseblümchen, Löwenzahn, Fenchel, Schafgarbe und Mariendistel interessante Kandidaten. Bitterstoffhaltige Pflanzen wie etwa der Löwenzahn gelten hierbei als wichtiges Ausleitungsmittel zur Entgiftung. Gleichzeitig stärkt Löwenzahn die Verdauung und hilft gegen Müdigkeit, indem die Blutbildung angeregt wird (vgl. Bühring 2011, S. 175). Davon profitieren gerade alte Lebewesen. Die Schafgarbe wirkt ebenfalls entgiftend, kann die Venenfunktion verbessern und die Herzleistung steigern (ebd.: 228). Bei der Stärkung der Herzfunktion ist der Weißdorn ebenfalls eine gute Sache, indem er die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessert (ebd.: 257). Die Möglichkeiten alte Pferde mit Kräutern stark und gesund zu erhalten sind vielfältig und setzen direkt bei den wichtigsten Köperfunktionen an.
Jedoch sollte man generell nicht nach eigenem Ermessen Kräuter mischen und verwenden, weil die Zusammensetzung der Kräuter und ihrer Wirkstoffe ein komplexes Thema ist. Dazu ist es nötig einen Experten zu Rate zu ziehen oder fertige, genau abgestimmte Mischungen zu verwenden.

Quellen / verwendete Literatur

  • Bühring, Ursel (2011): Alles über Heilpflanzen. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Ulmer Verlag.
  • Fritz, Christina (2012): Pferde fit füttern: Wie ich mein Pferd artgerecht ernähre. Schwarzenbek: Cadmos Verlag.
  • Reichling, Jürgen und Frater-Schröder, Marijke und Saller, Reinhard und Fitzi-Rathgen, Julika und Gachnian-Mirtscheva, Rosa (2016): Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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