Kolik beim Pferd – was tun?

Eine Kolik beim Pferd ist keine einzelne Krankheit sondern eine Fehlfunktion im Bereich von Magen und Darm. Dabei werden beim Pferd als Kolik schmerzhafte Beschwerden des Magen- und Darm-Bereichs zusammengefasst. Was wir zur Behandlung und Vorbeugung tun können, haben wir hier gesammelt. Grundsätzlich gilt, dass Koliken bei Pferden eine sehr ernste Sache sind und Sie immer eine professionelle Einschätzung einholen sollten. Lassen Sie sich bitte immer von einem für Koliken kompetenten Tierarzt beraten und bleiben Sie stets kritisch. Die veterinärmedizinische Fachmeinung und Behandlung einer Kolik dürfen, können und wollen wir nicht ersetzen!

Arten und Ursachen der Pferdekolik kennen

Die Kolik ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Pferden. Deshalb ist es wichtig Pferdekoliken richtig zu erkennen, um zu wissen was man tun kann. Da bei Wildpferden Koliken nicht so oft vorkommen wie bei domestizierten Pferden, lässt dies stark darauf schließen, dass vor allem die veränderten Fütterungs- und Haltungsbedingungen die Ursache sein könnten.

Es gibt verschiedene Arten von Pferdekoliken, die unterschiedliche Ursachen haben und an den Symptomen erkennbar sind. Die Ursachen liegen oft im Magen- und Darmbereich des Pferdes.

Pferdekolik-Arten

  • Spastische Kolik / Krampfkolik
  • Gas- und Windkolik
  • Verstopfungskolik

Spastische Kolik

Für die spastische Kolik oder auch Krampfkolik sind vor allem Wetterwechsel, Haltungs- und Fütterungfehler, Überanstrengung, Unterkühlung und plötzliche Futterumstellung – beispielsweise von Stall auf Weide – auslösende Faktoren (vgl. Huskamp u.a. 2006, S. 459). Durch einen metallischen Klang lässt sich die spastische Kolik beim Pferd an den Geräuschen im Bauch erkennen. Zudem ist der Kot eher weich bis dünnbreiig und in kleinen Portionen vorzufinden.

Gas- und Windkolik

Daneben tritt ebenfalls die „Gas- und Windkolik“ auf, die durch Gase im Pferde-Verdauungsbereich bedingt wird. Zu viele Gase führen zu Aufblähungen von Magen, Dünn- und Dickdarm und somit zu einer Überdehnung. Bei starker Gasentwicklung kann es auch zu einem Riss in der Darmwand kommen. Eine Spätfolge der Gas- und Windkolik beim Pferd kann die Lähmung des Darms sein. Zu den Gaskoliken können gärfähige Futtermittel, Obst und welkes Grünfutter führen. Aber auch ein aus dem Gleichgewicht geratener Verdauungsapparat, Verschiebung der ph-Werte, pathogene Darmflora usw. können Blähungen verursachen.

Verstopfungskolik

Durch Sand, Fressen von zu viel Stroh oder anderen stopfenden Futtermitteln sowie durch festsitzende Darminhalte kommt es beim Pferd zur „Verstopfungskolik“, die oft im Dünndarm und seltener im Dickdarm auftritt. Mögliche Ursachen der Verstopfungskolik sind Bewegungsmangel, Überanstrengung, aber auch Zahnprobleme, die zu einer schlechten Zerkleinerung des Futters führen. Weiterhin kann auch eine Fütterung mit nicht-artgerechten Futtermitteln zu einer Verstopfungskolik führen oder gutgemeinte aber falsch ausgeführte "Therapien" wie zum Beispiel die Fütterung von trockenen Lein- oder Flohsamen.

Um Verstopfungskoliken vorzubeugen, sollten wir bei unserem Pferd im Sommer und bei starken Minusgraden auf eine ausreichende Wasserzufuhr und ausreichendes Trinken achten. Leinsamen und Flohsamen sollten ausschließlich eingeweicht und nass gefüttert werden. Wenn Pferde zu viel Einstreu fressen, kann auf ein nicht fressbares Einstreu gewechselt werden oder anstelle dessen einfach eine Kunststoffmatte für den nötigen Schlafkomfort sorgen. Wenn Pferde dazu tendieren zu schnell zu fressen, können Sie sich Konstruktionen ausdenken, welche das Fressen automatisch verlangsamen oder zum Beispiel Heunetze, Heutonnen etc verwenden.

Eine gut funktionierende Darmflora als Grundlage der Gesundheit ist durch die Fütterung ausschließlich artgerechter Futtermittel leicht zu gewährleisten. Die Basis hierzu ist vor allem Heu.

Kolik-Symptome beim Pferd erkennen

Je nachdem wie stark die Schmerzen beim Pferd sind, neigen Pferde zu ungewöhnlichem Niederlegen oder ruhigem Stehen mit gestrecktem Hals und Kopf. Auch sind motorische Unruhe, Hin- und Hertrippeln, Scharren mit den Vordergliedmaßen, Schlagen mit den Hinterbeinen oder Sichumsehen möglich. Es kommt auch zu häufigem Aufstehen und Niederlegen sowie Verharren in Rückenlage (vgl. Huskamp u.a. 2006, S. 446). Bei Kolikanfällen fangen Pferde vom Hals beginnend auch oft stark an zu schwitzen. Dabei nimmt der Schweißausbruch mit der Stärke des Kolikanfalls zu. Manche Pferde flehmen, wenn sie eine Kolik haben.

Pferdekoliken behandeln

Im Akutfall sollte immer als Erstes ein Tierarzt verständigt werden. Während der Wartezeit können pflanzliche Mittel wie zum Beispiel Colosan verabreicht werden. Zusätzlich kann das passende Homöopathikum gegeben werden.

Der Tierarzt gibt in der Regel krampflösende und schmerzlindernde Medikamente.  Bei einer Verstopfungskolik werden dem Pferd Abführmittel gegeben und der Enddarm ausgeräumt.  Bei einer schweren Gaskolik kann über eine Punktion Gas abgelassen. Falls Medikamente bei der Pferdekolik nicht wirken sollten, ist meist eine Operation nötig. Besonders bei einer Verlagerung des Darms ist schnelles Eingreifen überlebenswichtig. Entsteht durch die Kolik ein Wassermangel beim Pferd, wird mit Infusionen der Flüssigkeitshaushalt ins Gleichgewicht gebracht und Kreislauf des Pferdes stabilisiert.

 

Bei Pferden, die öfter Koliken haben, ist vor allem die Fütterung und Haltung zu analysieren und zu verändern. Weiterhin hat sich hier vor allem die Pflanzenheilkunde bewährt. Neben Colosan für den Akutfall, können unterschiedliche Kräutermischungen - je nach Ursache (lassen Sie sich hier unbedingt vom Experten beraten) - langfristig den Verdauungstrakt beruhigen.

Aber auch die Suche nach dem passenden Homöopathikum (zusammen mit einem Experten in diesem Bereich) ist sowohl langfristig als auch für den Akutfall) sehr hilfreich.

 

Kräuter bei Kolikanfälligkeit

Bei Koliken auf Grund von Magenproblemen sind Kamillenblüten, Süßholz, Melisse und Pfefferminze eine gute Wahl. Diese Pflanzen unterstützen bei der Gesundung des Magens: Kamille ist mit ihren Flavonoiden, Schleimstoffen und ätherischen Ölen entzündungshemmend und lindert Krämpfe. Auch die Melisse wirkt beruhigend und regt mit ihren Bitterstoffen die Magensäfte an. Pfefferminze wirkt krampflösend, schmerzlindernd und erhöht die Produktion der Verdauungssäfte. Und das Süßholz ist gut zum Schutz der Magenschleimhaut (vgl. Bühring 2011, S. 145, 192, 201 und 244).

Wenn Koliken wegen Durchfall und Kotwasser auftreten, können Sie beispielsweise mit Walnussblättern, Zistrose, Löwenzahn, Gänsefingerkraut und Salbei arbeiten und diese unter das Futter mischen. Denn diese Kräuter stärken den Verdauungsprozess. Beispielsweise ist das Gänsefingerkraut ein gutes Mittel bei Durchfallproblemen mit spastischen Beschwerden und auch der Salbei ist als krampflösend bekannt (vgl. Reichling u.a. 2016, S. 135–137).

Jedoch sollte man generell nicht nach eigenem Ermessen Kräuter mischen und verwenden, weil die Zusammensetzung der Kräuter und ihrer Wirkstoffe ein komplexes Thema ist. Aus diesem Grunde ist es nötig einen Experten zu Rate zu ziehen oder fertige, genau abgestimmte Mischungen zu verwenden. Gleiches gilt für die Tausenden Futterzusätze, die es im Handel gibt, und die den Himmel auf Erden versprechen oftmals aber nicht einmal artgerecht sind. Bleiben Sie immer skeptisch, schauen Sie sich im Vergleich immer die Ernährung des Wildpferdes an (dann erledigen sich viele Fragen bereits von selbst) und holen Sie sich fachkundige Hilfe.

Quellen / verwendete Literatur

  • Bühring, Ursel (2011): Alles über Heilpflanzen. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Ulmer Verlag.
  • Dietz, Olof (Hrsg.) und Huskamp, Bernhard (Hrsg.) (2006): Handbuch Pferdepraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag.
  • Reichling, Jürgen und Frater-Schröder, Marijke und Saller, Reinhard und Fitzi-Rathgen, Julika und Gachnian-Mirtscheva, Rosa (2016): Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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