PSSM beim Pferd: natürliche Behandlung anwenden

Die erbliche und teilweise schwere Muskelstoffwechsel-Erkrankung PSSM macht einigen Pferdehaltern große Sorgen. Grund genug für uns, uns mit diesem Thema intensiv auseinander zu setzen. PSSM ist nicht heilbar, aber wir als Pferdefreunde können das Wohlbefinden des Pferdes bei PSSM durch begleitende Behandlung erheblich verbessern. Wie erfahren Sie hier: Wissen und Tipps zur Krankheit sowie wertvolle Naturstoffe für PSSM-Pferde. Lassen Sie sich bitte immer von einem für Pferde kompetenten Tierarzt beraten und bleiben Sie allzeit kritisch. Die veterinärmedizinische Fachmeinung und Beurteilung können und wollen wir nicht ersetzen!

Was tun bei PSSM: Hilfe, Behandlung und Fütterung

Die Stoffwechselerkrankung PSSM, die auch EPSM genannt wird, ist beim Pferd im eigentlichen Sinne nicht heilbar. Aber wir können dennoch viel dafür tun, dass unser Pferd keinen schweren Schub erleiden muss. Für die „Behandlung“ von PSSM haben wir Wege: Zum einen ein ganz speziell auf das PSSM-Pferd abgestimmtes Bewegungsprogramm, bei dem die Muskulatur auf keinen Fall zu stark gefordert werden darf. Zum anderen gilt bei PSSM eine absolut strikte Diät und Futterumstellung!

Die richtige Fütterung für PSSM-Pferde finden

Bei der Fütterung bzw. der Diät von PSSM-Pferden geht es vor allem darum, die leicht verfügbaren Kohlenhydrate / Zucker aus dem Futterplan zu streichen (vgl. Fritz/Maleh 2016, S. 139)! Leicht verfügbare Kohlenhydrate befinden sich in allen Getreidesorten, in fast allen Müsli-Sorten und Mash sowie in Karotten, Äpfeln, Brot, Bananen und Rübenschnitzeln. Aber auch natürliche (und für andere Pferde gesunde) Zusätze wie Bierhefe (50 bis 60 % Protein!) oder Mikroalgen wie Spirulina und Chlorella (60 bis 70 % Protein) sind tabu. Gleiches gilt für Futterzusatzstoffe wie Melasse, die in fast jedem Müsli enthalten sind, aber auch (Vorsicht:) in manchen Produkten für Effektive Mikroorganismen. Zucker sind nicht nur in Mais, Obst, Karotten, Rübenschnitzeln usw., sondern auch im Gras! Den Weg auf die Weide sollte das Pferd bei PSSM also nur bei fructanarmen Wetterbedingungen beschreiten und insgesamt weniger auf die Weide. Egal, was wir also unserem PSSM-Pferd füttern wollen: es sollte keine bzw. sehr, sehr wenig Proteine und überhaupt keinen Zucker enthalten. Auch von säurebildendem Futter wie Heulage oder Silage würden wir abraten.

Die passende Zusammensetzung des Futters

Was bleibt? Heu, Heu und nochmals Heu! 24 Stunden zur freien Verfügung– am besten aus engmaschigen Heunetzen. Dabei dürfen keine Futterpausen für unser Pferd mit PSSM (bzw. EPSM) entstehen. Und wenn wir einen erhöhten Energiebedarf decken wollen, dürfen wir Öl nehmen. Aber bitte nicht irgendein Öl, denn es gibt entzündungsfördernde Öle (Distelöl, Mohnöl, Sonnenblumenöl) und entzündungshemmende Öle (Nachtkerzenöl, Borretschöl). Für Pferde mit PSSM / EPSM ist ein hochwertiges Nachtkerzenöl das richtige, am besten kbA oder Bio, um den Energiebedarf zu decken.
Vitamine wie Vitamin E und Spurenelemente wie Selen sind ebenfalls hilfreich. Aber Vorsicht: beide Stoffen führen zu Vergiftungen, wenn Sie überdosiert werden, also immer genau ausrechnen, wie viel alle Futtermittel zusammen an Vitamin E und Selen ergeben.

Kräuter machen Pferde mit PSSM / EPSM richtig fit

Für einen gesunden Stoffwechsel ist eine artgerechte Fütterung elementar! Mit Heu und ohne Kraftfuttermittel sind Sie schon ganz gut dabei. Doch eines fehlt noch: Kräuter für Pferde mit PSSM (bzw. EPSM). In freier Natur fressen Pferde das ganze Jahr über die verschiedensten Kräuter, welche den Stoffwechsel pflegen, stärken und regenerieren. Da müssen wir Menschen leider nachhelfen, da unsere Weiden mit Kräutervielfalt oftmals nicht mehr viel zu tun haben. Das es sich bei PSSM / EPSM um eine Stoffwechselerkrankung von Pferden handelt, sind Kräuter für einen gesunden und starken Stoffwechsel ideal. Hier sind etwa Goldrute, Pfefferminze, Löwenzahn, Fenchel, Schafgarbe oder Mariendistel ein guter Ansatz. Mariendistel ist sehr interessant, weil sie die Leberfunktion verbessert und dabei für Regeneration und Neubildung der Leberzellen sorgt (vgl. Bühring 2011a, S. 187). Der Löwenzahn ist insgesamt stoffwechselanregend und die Goldrute steigert die Leistung der Niere und wirkt dabei harntreibend (vgl. Bühring 2011b, S. 189 und S. 325). Ergänzend hierzu sind Fenchel und Pfefferminze sinnvoll, weil sie die Verdauung unterstützen.
Bei aller Freude über Kräuter und Pflanzen sollte man aber nicht nach eigenem Ermessen Kräuter mischen, weil die Zusammensetzung der Kräuter und ihrer Wirkstoffe ein komplexes Thema ist. Dazu sollte man immer einen Experten zu Rate ziehen oder fertige, genau abgestimmte Mischungen verwenden.

Kein Chrom und keine Phytoöstrogene bei PSSM / EPSM

Neueste Forschungen zeigen inzwischen, dass Chrom, der bei anderen Stoffwechselerkrankungen mit Zusammenhängen im Insulingeschehen wie z.B. EMS sehr hilfreich ist, bei PSSM das Gegenteil bewirkt. Es ist also sehr wichtig chromhaltige Futtermittel und Kräuter nicht zu füttern und auf Chrom beim Behandeln des Pferdes mit PSSM zu verzichten.

Chromreiche Futtermittel und Kräuter meiden

Weizenkeime, Melasse, Spirulina und Chlorella, Johannisbrot, rote Beete, Buchweizen, Mais, Kresse, Bockshornklee, Brennnessel, Hirtentäschelkraut, Heidelbeerblätter, Artischocken, Gerste, Bierhefe etc.

Ebenfalls Phytoöstrogene meiden

Soja, Leinsamen, Kleie, Getreide, Hopfen, Salbei, Rotklee, Baldrian etc.

Inulinhaltige Pflanzen bei PSSM

An Stelle von Chrom und Phytoöstrogenen sind inulinhaltige Pflanzen eine Möglichkeit, um PSSM beim Pferd zu behandeln: Inulin greift bei Menschen in das Insulingeschehen ein und harmonisiert dieses. Da PSSM eng mit dem Insulinspiegel verknüpft ist, erscheint es uns zumindest einen Versuch wert zu sein, ob sich diese Erkenntnisse auch aufs Pferd übertragen lassen. Inulin befindet sich in besonders hohem Maße in der Topinamburwurzel. Diabetiker und Menschen, die am metabolischen Syndrom erkrankt sind oder einfach ihren Cholesterinspiegel senken müssen, profitieren oftmals erheblich von Topinambur. Leider hat diese Wurzel einen Haken: Sie enthält besonders viel stärkeähnlichen Zucker und ist somit bei PSSM-Pferden nicht geeignet. Eine andere stark inulinhaltige Pflanze hingegen ist auch aufgrund ihrer ausleitenden Wirkung super geeignet für PSSM-Pferde: der Löwenzahn!

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Ursachen von PSSM

PSSM (Polysaccharide Storage Myopathy) oder mit deutschem Namen EPSM (Equine Polysaccharid Speicher Myopathie) ist bei Pferden eine vererbbare Erkrankung des Muskelstoffwechsels, dessen Folgen Bewegungsunlust, Steifigkeit und Kraftlosigkeit sind und die im weiteren Verlauf auch verschlagsähnliche Symptome beim Pferd zeigen kann. Dabei zerfallen viele Muskelzellen, weshalb diese Pferde auch sichtbar Muskulatur abbauen. Der Verlauf von PSSM kann im schlimmsten Falle für das Pferd tödlich sein, da der Körper sich irgendwann selbst vergiftet und die Nieren versagen.
PSSM /EPSM kommt meist bei den stark bemuskelten Pferden wie Quarter Horses oder Kaltblütern vor, aber auch andere Rassen sind betroffen. Die Ursachen von PSSM sind bisher noch nicht ganz klar, jedoch liegt es vermutlich an einer genetischen Veranlagung. Der Muskel nimmt eine abnormal große Menge an Polysacchariden (Zuckern) in die Muskelzellen auf. Ein eindeutiger Grund hierfür ist noch nicht einwandfrei geklärt, aber es scheint einen Zusammenhang zu einer erhöhten Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen zu geben. Wie dies dann letztendlich zur Erkrankung führt, ist noch nicht ausreichend geklärt.

Symptome bei PSSM

PSSM (bzw. EPSM) ist bei Pferden oftmals gar nicht so einfach zu erkennen, weil die Pferde einfach nur bewegungsunlustig und steif sind und keine Energie haben. Die Muskulatur muss in diesem chronischen Stadium auch gar nicht merkbar verhärtet sein. Erst im schweren PSSM-Schub wird die Muskulatur bretthart. Das Pferd beginnt an den betroffenen Bereichen zu schwitzen, hat sehr starke Schmerzen, kann sich überhaupt nicht mehr bewegen. Wenn sich der Urin dunkel färbt, hat der entglittene Muskelstoffwechsel bereits den Körper mit so viel Giften überschwemmt, dass die Nieren in Mitleidenschaft gezogen werden (=allergrößte Not!). Ein solcher Verschlag ist nicht immer so einfach von anderen Erkrankungen wie z.B. einer Kolik zu unterscheiden. Eine fachliche Einschätzung durch einen Tierarzt ist für uns und unser Pferd daher superwichtig!

Wie wir die PSSM-Diagnose beim bekommen

Die Muskelenzyme im Blut können einen ersten Hinweis auf PSSM beim Pferd geben. Diese Werte sind meist schon in Ruhe deutlich erhöht und steigen nach unbedeutend leichter Bewegung noch stärker an. Endgültige Gewissheit gibt dann eine Muskelbiopsie. Auch ein Gentest kann zumindest einen der zwei PSSM-Typen verifizieren. Sollten wir den Verdacht haben, dass unser Pferd an PSSM leiden könnte, sollten diese Tests besser so früh wie möglich gemacht werden, damit es erst gar nicht zu schweren PSSM-Verläufen kommt.

Quellen / verwendete Literatur

  • Bühring, Ursel (2011a): Alles über Heilpflanzen. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Ulmer Verlag.
  • Bühring, Ursel (2011b): Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. 3. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag.
  • Dietz, Olof (Hrsg.) und Huskamp, Bernhard (Hrsg.) (2006): Handbuch Pferdepraxis. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag.
  • Fritz, Christina und Maleh, Souel (2016) Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten. Stuttgart: Sonntag Verlag.

Haftungsausschluss

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und repräsentiert nur die der Autoren zum Zeitpunkt des Verfassens bekannten Methoden, Vermutungen und Fakten, und entbindet den Tierhalter weder von seiner Verantwortung seinem Tier gegenüber noch von seiner Pflicht, bei einem Veterinärmediziner vorstellig zu werden und sich eine Fachmeinung einzuholen. Wir übernehmen keinerlei Haftung.

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